Hunderte geschützte Jungvögel sterben – Baustopp am Cottbuser Ostsee

Am Westufer des Cottbuser Ostsees ist es zu einem massiven Eingriff in einen geschützten Lebensraum gekommen:
Ein Erdhaufen, in dem Uferschwalben und weitere geschützte Vogelarten brüteten, wurde teilweise abgetragen – und das mitten in der sensiblen Brutzeit. Die geschützten Vögel gelten laut Bundesnaturschutzgesetz als besonders schützenswert.


Vogelschutz trifft auf Bauarbeiten

Der Cottbuser Hobby-Ornithologe und Vorsitzende des Tierpark-Fördervereins Thomas Kung beobachtete die Vorgänge mit Sorge. Seit Jahren führt er an diesem Ort seine Vogelbeobachtungen durch – nun entdeckte er, dass ein rund 30 Meter breiter, 25 Meter tiefer und 4 Meter hoher Erdhaufen, in dem Uferschwalben nisteten, durch Baumaschinen abgetragen wurde.

Zudem wurde auf einer Fläche von 25 Hektar Mutterboden genau im Brutgebiet über Sträuchern mit Brutplätzen aufgeschüttet – eine Maßnahme, die aus seiner Sicht weiteren Brut- und Lebensraum vernichtet hat.


Baustopp durch persönlichen Einsatz

Thomas Kung stellte sich persönlich vor den betroffenen Erdhaufen – mit Erfolg.
Die Arbeiten wurden auf seinen Druck hin vorerst gestoppt.
Die LEAG bestätigte auf Nachfrage von Radio Cottbus:

„In Abstimmung mit der Baufirma wurden die Arbeiten am Erdhaufen bis zum Ende der Brutzeit eingestellt.“

Die übrigen Rückbauarbeiten am Westufer werden laut LEAG jedoch fortgeführt. Die entstandenen Hohlräume sollen zunächst nicht verfüllt werden.


Dringender Appell an die LEAG

Thomas Kung fordert jetzt mehr als einen vorübergehenden Baustopp. In einem öffentlichen Appell ruft er die LEAG dazu auf:

„Stoppen Sie umgehend die Bauarbeiten an der Randriegelleitung bei Lakoma und Willmersdorf!“

Denn: Die Bauarbeiten gefährden den Bruterfolg zahlreicher geschützter Arten, darunter: Uferschwalbe, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Brachpieper, Wendehals, Seeadler, Sperber, Klappergrasmücke, Mönchsgrasmücke, Laub-, Brach- und Wiesenpieper und Gartengrasmücke.

Viele dieser Vögel sind Langstreckenzieher aus Afrika und haben tausende Kilometer zurückgelegt, um hier ihren Nachwuchs großzuziehen.

Seine klare Forderung:

„Verschieben Sie den Baustart auf frühestens September 2025 – nach Abschluss der Brut- und Zugzeit!“


LEAG reagiert – aber wie konnte es so weit kommen?

Für Thomas Kung bleibt dennoch eine zentrale Frage offen:
Wie konnten Bauarbeiten in einem aktiven Vogelschutzgebiet überhaupt starten?
Laut Aussage der LEAG seien die Maßnahmen mit dem Landesamt für Umwelt abgestimmt worden und würden vom internen Fachbereich für Umwelt- und Naturschutz begleitet.

Trotzdem wirft der Fall ein Schlaglicht auf die Schnittstelle zwischen Industrie, Umweltrecht und Artenschutz.


Stellungnahme der Behörden steht noch aus

Radio Cottbus hat auch die untere Naturschutzbehörde Cottbus mit den Vorwürfen konfrontiert. Eine Antwort liegt bislang nicht vor. Sobald wir neue Informationen erhalten, informieren wir Euch hier auf radiocottbus.de.


➡️ Mehr Hintergründe zur Lage am Cottbuser Ostsee und zum Thema Vogelschutz gibt es am Montag in „Die WACHER MACHER“ – der Morgenshow von Radio Cottbus.


Und auf Radio Cottbus …

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