1,4 Millionen Überstunden haben Beschäftigte in Cottbus im vergangenen Jahr geleistet – davon rund 759.000 Stunden unbezahlt. Das zeigt der aktuelle „Arbeitszeit-Monitor“ des Pestel-Instituts im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Besonders betroffen ist die Gastronomie: Dort blieben mehr als die Hälfte aller Überstunden ohne Vergütung.
Sorge vor XXL-Arbeitstagen
Die NGG Berlin-Brandenburg schlägt Alarm: Die Pläne der Bundesregierung, den 8-Stunden-Tag abzuschaffen, könnten den Überstundenberg noch weiter anwachsen lassen. „Schwarz-Rot will künftig eine wöchentliche Höchstarbeitszeit einführen. Damit wären auch Arbeitstage von bis zu 12 Stunden und 15 Minuten möglich“, warnt Sebastian Riesner von der NGG. Im Extremfall könnten daraus sogar 73,5-Stunden-Wochen entstehen – fast das Doppelte der bisherigen Belastung.
Gefahr für Gesundheit und Familie
Laut NGG sind solche Arbeitszeiten nicht nur eine Gefährdung für die Gesundheit – etwa durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Burnout –, sondern auch eine massive Belastung für Familien. „Wer holt die Kinder aus Kita oder Hort ab, wenn die Schicht zwölf Stunden geht?“, fragt Riesner. Schon jetzt sei es schwer, Beruf, Kinderbetreuung und Pflege unter einen Hut zu bringen. Längere Arbeitszeiten würden diese Probleme verschärfen und das klassische Alleinverdienermodell weiter verfestigen.
Kritik an der Bundesregierung
Riesner spricht von einem „Arbeitszeit-Monopoly“: Arbeitgeber könnten ihre Beschäftigten künftig noch stärker ausreizen. „Das macht Menschen fix und fertig“, so der NGG-Geschäftsführer. Anstatt am Arbeitszeitgesetz zu schrauben, fordert die Gewerkschaft bessere Arbeitsbedingungen, mehr Ausbildung und eine echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.
Appell an Bundestagsabgeordnete
Die NGG richtet deshalb einen klaren Appell an die Abgeordneten aus Cottbus und der Region: Sie sollen sich in Berlin gegen die Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes stellen. „Noch mehr Flexibilität ist nicht nötig – die gibt es längst durch Tarifverträge und gesetzliche Spielräume. Was wir brauchen, sind faire Bedingungen, keine XXL-Schichten“, betont Riesner.