Weniger Förderstunden für Kinder mit Handicap oder Lernproblemen – was als „verwaltungstechnische Anpassung“ bezeichnet wird, sorgt in Brandenburg für Wut und Verzweiflung. Eltern, Lehrer und Kommunen schlagen Alarm.
Wenn Förderung plötzlich fehlt
An der Grundschule in Golßen (Dahme-Spreewald) schrillen die Alarmglocken: Statt wie bisher 65 Stunden stehen dort künftig nur noch 15 Förderstunden pro Woche zur Verfügung – für 40 förderbedürftige Kinder. Eltern wie Damaris Kim, deren Sohn ohne rechte Hand geboren wurde, fühlen sich im Stich gelassen. Auch Golßens Bürgermeisterin Andrea Schulz warnt: „Offensichtlich wird hier an der falschen Stelle gespart.“
Förderstunden nicht mehr nach Bedarf
Der Grund für den Kahlschlag: Laut Haushaltsentwurf der Landesregierung werden Förderstunden künftig nicht mehr nach dem tatsächlichen Bedarf, sondern pauschal nach Schulgröße verteilt. Das trifft besonders Schulen mit vielen förderbedürftigen Kindern – und sorgt für massive Einschnitte im Schulalltag.
Lehrer Manuel Pape spricht von einem „hochdramatischen“ Zustand: Förderunterricht fällt aus, Förderlehrer müssen künftig reguläre Fächer übernehmen – Vertretung bei Ausfällen ist kaum noch möglich. Die Folge: mehr Unterrichtsausfall für alle Kinder.
Politik: „Das Geld ist da – aber es funktioniert nicht“
Die SPD-Landtagsabgeordnete Katja Poschmann sagt, man habe genauso viel Geld für die Förderung eingeplant wie bisher – 20 Millionen Euro. Doch die Rückmeldungen aus der Praxis zeigten: Die Umsetzung gehe am Alltag vorbei.
Das Bildungsministerium verweist auf „moderate Unterschreitungen“ bei der personellen Ausstattung – um Unterricht zu sichern. Die Haushaltsverhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.
Lehrer, Eltern, Kommunen – alle fordern Nachbesserung
Bürgermeisterin Andrea Schulz hat einen Hilferuf an die Landtagsabgeordneten gesendet. Sie fordert: Der geplante Doppelhaushalt darf nicht zulasten der Schwächsten gehen. Schon jetzt fehlt es an Lehrern, Förderstrukturen und Zeit für individuelle Betreuung.
Und die Herausforderungen wachsen: Weniger Lehrerstellen, mehr Schüler, eine Erhöhung der Pflichtstunden für Lehrkräfte. Der Druck auf das System steigt.
Fakt ist:
- Förderstunden sollen pauschal statt nach Bedarf verteilt werden
- In Golßen fehlen 50 Stunden wöchentlich
- Eltern und Lehrer sehen das Recht auf Förderung in Gefahr
- Die Politik verspricht Korrekturen – noch ist Zeit, den Haushaltsplan zu ändern