Es stinkt gewaltig in Brandenburgs Wäldern – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Auch im Jahr 2023 bleibt illegale Müllentsorgung ein massives Problem im Land. Laut einer aktuellen Auswertung des Brandenburger Umweltministeriums, die dem rbb auf Anfrage vorliegt, wurden im vergangenen Jahr rund 6.000 Kubikmeter Müll in Wäldern des Landes entdeckt. Das entspricht einem Müllhaufen von sechs Kilometern Länge, einen Meter hoch und einen Meter breit. Die Zahlen liegen damit auf nahezu identischem Niveau wie im Vorjahr.
Millionenkosten für die Allgemeinheit
Was für einzelne Müllsünder wie eine „günstige Entsorgungslösung“ erscheint, kommt die Allgemeinheit teuer zu stehen: Über 2,1 Millionen Euro musste das Land Brandenburg 2023 allein für das Einsammeln des illegal entsorgten Mülls ausgeben. Die Entsorgungskosten werden zusätzlich von den örtlichen Entsorgern getragen – und damit von allen Gebührenzahlenden.
Die unteren Forstbehörden übernehmen in solchen Fällen die Räumung der Müllberge und übergeben sie an die Entsorgungsunternehmen. Das Problem: Die Verursacher bleiben fast immer unbekannt. Nur in den seltensten Fällen gelingt es, illegale Müllkippen mit Namen und Adressen zu verknüpfen.
Brennpunkte in Nordbrandenburg
Besonders betroffen sind die Landkreise Havelland, Oberhavel und Barnim – Regionen, die durch dichte Wälder, wenig Bebauung und gute Erreichbarkeit auch aus Berlin heraus „attraktive“ Ziele für Müllsünder darstellen. Der Verdacht liegt nahe: Ein Teil des Mülls stammt nicht aus Brandenburg, sondern wird gezielt aus der Hauptstadt ins Umland geschafft.
SPD fordert härteres Durchgreifen
Der agrarpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Brandenburger Landtag, Johannes Funke, findet klare Worte: „Die illegale Müllentsorgung hat ein Ausmaß angenommen, das so nicht mehr tolerierbar ist.“ Auch das Umweltministerium teilt diese Einschätzung. Funke fordert: härtere Strafen und mehr Kontrollen.
Als Vorbild nennt er die Hauptstadt Berlin: Dort soll das Bußgeld für illegale Sperrmüllentsorgung von aktuell 500 Euro auf bis zu 8.000 Euro steigen. Ein starkes Signal – auch für Brandenburg. „Wir müssen nachziehen“, so Funke, „sonst wird unser Land zum Müllabladeplatz der Metropole.“
Was tun gegen Müll im Wald?
Die Landesregierung prüft aktuell weitere Maßnahmen – darunter verschärfte Strafen, mehr Videoüberwachung an bekannten Müll-Hotspots oder gezielte Aufklärungskampagnen. Denn: Nur durch Kombination aus Abschreckung, Prävention und Kontrolle kann das Müllproblem nachhaltig bekämpft werden.
Brandenburg ruft auch die Bürgerinnen und Bürger auf, illegale Müllablagerungen zu melden – beispielsweise über die Müllmelde-App „Mängelmelder“ oder direkt bei den Forstämtern und Ordnungsämtern.