Drei Kampfjets fliegen am blauen Himmel und ziehen Spuren hinter sich her

Raketenabwehrsystem Arrow 3 startet in Südbrandenburg

LIVEBLOGDieser Eintrag ist Teil des Liveblogs „Lausitz Live – Der Tag im Ticker – Donnerstag, 4. Dezember 2025“.Liveblog ansehen

In Südbrandenburg ist am Mittwoch ein neues Kapitel der deutschen Sicherheitspolitik gestartet: Die Bundeswehr hat erstmals das hochmoderne Abwehrsystem Arrow 3 in Betrieb genommen – eine Technologie, die Deutschland zum ersten Mal in die Lage versetzt, ballistische Raketen weit außerhalb der Erdatmosphäre abzufangen.


Warum Arrow 3 so wichtig für Deutschland ist

Der Standort Schönewalde/Holzdorf gilt ab sofort als einer der bedeutendsten Luftwaffenstützpunkte des Landes. Mit Arrow 3 erhält Deutschland nicht nur ein Raketenabwehrsystem, sondern erstmals ein echtes Frühwarnsystem, das anfliegende Raketen schon in über 100 Kilometern Höhe erkennen und zerstören kann.

Die politischen Gründe liegen auf der Hand: Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat sich die Sicherheitslage in Europa grundlegend verändert. Deutschland sieht die Bedrohung durch weitreichende ballistische Raketen so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr – und schließt mit dem neuen Abwehrsystem eine Lücke im europäischen Schutzschirm.


Wie das Abwehrsystem Arrow 3 funktioniert

Arrow 3 zählt zu den weltweit leistungsfähigsten Systemen zur Raketenabwehr. Die Technologie wurde gemeinsam von Israel und den USA entwickelt. In Brandenburg arbeitet sie erstmals außerhalb Israels.

Das macht Arrow 3 besonders:

  • Es erkennt Raketen extrem früh – noch bevor sie europäischen Luftraum erreichen.
  • Die Abfangraketen steigen auf über 100 Kilometer Höhe und zerstören die Ziele im Randbereich des Weltraums.
  • Dadurch sinkt das Risiko, dass gefährliche Trümmer, chemische Sprengstoffe oder radioaktive Stoffe über bewohnten Gebieten niedergehen.
  • Die Reichweite der Abfangraketen liegt bei bis zu 2.400 Kilometern.
  • Das gesamte System besteht aus Radarsensoren, Startgeräten, einem Gefechtsstand und umfangreicher Peripherie.

Unter einem 12 Meter hohen Kuppelhügel in Schönewalde verbirgt sich das neue Herzstück des Stützpunktes: das leistungsstarke Radar, das die Leitfähigkeit des gesamten Abwehrsystems sicherstellt.


Was die Inbetriebnahme jetzt bedeutet – und was erst noch kommt

Aktuell hat das System die sogenannte Anfangsbefähigung erreicht (Nato: IOC). Radar und erste Komponenten laufen im Betrieb, aber noch nicht auf voller Leistung.
Die vollständige Einsatzfähigkeit – also die „Full Operational Capability“ – wird für das Jahr 2030 erwartet.

Bis dahin wird der Standort massiv ausgebaut:

  • 700 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen rund um Betrieb und Wartung.
  • Der Standort wird einer der wichtigsten Bundeswehr-Schlüsselorte für Luftverteidigung.
  • Schönewalde/Holzdorf wird ein zentraler Teil der europäischen Sicherheitsarchitektur.

3,6 Milliarden Euro Investition – und Kritik an den Kosten

Finanziert wird das System aus dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen, das der Bundestag als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg beschlossen hatte.
Das allein zeigt die politische Bedeutung.

Doch der Ausbau bleibt nicht ohne Kritik. Linke und Teile des BSW warnen vor einer „Aufrüstungsspirale“ und vor enormen Kosten. Denn eine einzige Abfangrakete kann bis zu 2 Millionen Dollar kosten – und auch das System selbst ist extrem teuer.

BSW-Vizeregierungschef Robert Crumbach nennt die Stationierung einen „teuren Fehler“.
Der Vizepräsident des Landtags von Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert, sagt: „Man verbrennt massenhaft Geld für Aufrüstung und produziert damit mehr Unsicherheit.“

Demgegenüber sieht die Bundesregierung das Abwehrsystem als zwingend notwendig, um Bevölkerung und Infrastruktur im Ernstfall schützen zu können. Verteidigungsminister Boris Pistorius betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Wir erlangen damit erstmals die Möglichkeit zur Frühwarnung und zum Schutz unserer Bevölkerung und Infrastruktur vor weitreichenden ballistischen Raketen.“


Zwei weitere Standorte in Planung – Südbrandenburg macht den Anfang

Schönewalde/Holzdorf ist erst der Anfang: Die Luftwaffe plant zwei weitere Standorte des Arrow-Systems in Deutschland.
Damit soll ein flächendeckenderer Schutz vor weitreichenden Raketen geschaffen werden.

In der Nato gilt Arrow 3 als entscheidender Baustein, um die Verteidigungsfähigkeit Europas bis 2030 deutlich zu erhöhen.


Warum Europa jetzt neue Schutzschirme braucht

Experten sprechen mittlerweile davon, dass europäische Staaten ihre Luftabwehr um bis zu 400 Prozent verstärken müssen, um wieder ein sicheres Niveau zu erreichen.
Der Grund: Während des Kalten Krieges existierten massive Luftverteidigungsstrukturen – viele davon wurden abgebaut oder gar nicht erneuert.

Mit Arrow 3 beginnt nun der Wiederaufbau eines modernen Schutzschildes, der nicht nur Deutschland schützen soll, sondern das gesamte Bündnis.

Alle Entwicklungen zum Arrow-3-Abwehrsystem, zur Bundeswehr in der Lausitz und zur Sicherheitslage findet ihr jederzeit auf radiocottbus.de.

Autor: Redaktion

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