Blick von oben in den Landtag in Potsdam während einer Debatte

Dorst-Rücktritt: BSW-Politiker räumt Fehler nach NS-Post ein

LIVEBLOGDieser Eintrag ist Teil des Liveblogs „Lausitz Live – Der Tag im Ticker – Mittwoch, 26. November 2025“.Liveblog ansehen

Der Brandenburger Landtagsabgeordnete Christian Dorst hat nach seinem umstrittenen Kommentar zur NS-Zeit einen Fehler eingestanden – bleibt aber vorerst Mitglied der BSW-Fraktion. Die Landesspitze stellt sich in der Holocaust-Frage hinter ihn, hält seinen Rücktritt als Fraktionsvize trotzdem für konsequent.


Was genau passiert ist

Auslöser der Affäre um Dorst war seine Reaktion auf eine Aussage des AfD-Spitzenkandidaten aus Sachsen-Anhalt in einem Podcast. Der AfD-Politiker hatte sich geweigert, die NS-Zeit als „schlimmste Zeit der Menschheitsgeschichte“ einzuordnen.

Christian Dorst kommentierte das auf dem Portal X und schrieb sinngemäß, man könne diese Aussage als „Vorstufe zur Leugnung des Holocaust“ verstehen – man könne sie aber auch ganz anders bewerten, nach dem Motto: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Genau dieser Spagat löste heftige Kritik aus.

Im Nachhinein räumt Dorst ein, dass der Beitrag ein Fehler war. Er sagt heute, er hätte den Post besser gar nicht erst abgesetzt – dann hätte es keinen politischen „Missbrauch“ dieses Kommentars gegeben.


BSW-Spitze: Keine Holocaust-Relativierung durch Dorst

Die BSW-Landesführung in Brandenburg stellt klar: Dorst habe den Holocaust nicht relativiert. Die Spitzen von Partei und Landtagsfraktion betonen, die Singularität der Shoah sei von ihm nicht infrage gestellt worden. Die Behauptung, er hätte den Holocaust verharmlost, sei aus ihrer Sicht falsch.

Trotzdem sei der Schritt von Dorst, als stellvertretender Fraktionsvorsitzender zurückzutreten, richtig und folgerichtig. Der Rücktritt war Ergebnis eines Gesprächs mit der Fraktionsspitze und der Landesvorsitzenden – und stand nicht aus heiterem Himmel im Raum.

Kritik üben die Verantwortlichen vor allem an der Rolle von Dorst in den sozialen Netzwerken. Seine immer schärfer werdende Kommentatorenrolle auf X passe nicht zu der Verantwortung, die ein Vize-Fraktionschef im Landtag trage.


Bleibt Dorst in der Partei?

Mit dem Rücktritt ist die Personaldebatte um Dorst noch nicht beendet. Er selbst will in der BSW-Fraktion bleiben, stellt aber seine weitere Parteizugehörigkeit öffentlich infrage. Auf X formulierte er die Frage, ob sich ein „freier, selbstbestimmter Geist“ überhaupt mit dem Konstrukt einer Partei vertrage – er nennt den Ausgang ausdrücklich „offen“.

Gleichzeitig macht Dorst klar, dass er inhaltlich grundsätzlich hinter seiner Partei steht. Alles, wofür das Bündnis Sahra Wagenknecht politisch stehe, sei nach seiner Aussage nach wie vor „seine“ Partei.


Warum der Fall Dorst für die BSW heikel ist

Für die noch junge Partei BSW kommt die Debatte zu einem sensiblen Zeitpunkt. Die Frage, wie über Holocaust, NS-Zeit und historische Verantwortung gesprochen wird, ist in Deutschland politisch extrem empfindlich. Jede Formulierung, jede Einordnung steht unter besonderer Beobachtung.

Wenn ein prominenter Kopf wie Dorst öffentlich über Deutungen von Zitaten zur NS-Zeit diskutiert, geht es längst nicht mehr nur um Social-Media-Feinschliff. Es geht um die Frage, wie klar sich eine Partei von Geschichtsrelativierungen abgrenzt – und wie geschlossen ihre Führung in solchen Momenten auftritt.

Die BSW-Spitze versucht genau diesen Spagat: Unterstützung für Dorst in der Sache, klare Kante beim Umgangston und bei seiner Rolle in den sozialen Medien.


Wie es jetzt weitergehen könnte

Ob Dorst in der Partei bleibt oder am Ende doch austritt, ist Stand jetzt offen. Klar ist: Die Diskussion um seinen Post hat eine Debatte innerhalb der BSW ausgelöst, die so schnell nicht verschwinden wird.

Für euch in Brandenburg bleibt der Fall spannend: Geht der Kurs eher in Richtung strenger Regeln für Social-Media-Auftritte – oder setzt die Partei stärker auf „freie Geister“, die nach außen auch mal anecken?


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Autor: Redaktion

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