Das Menschenrechtszentrum in Cottbus- ein alter Bau aus hellem Klinkerstein mit kleinen vergitterten Fenstern

Menschenrechtszentrum Cottbus startet neues Gedenkprojekt

LIVEBLOGDieser Eintrag war Teil des Liveblogs „Lausitz Live – Der Tag im Ticker – Montag, 3. November 2025“.Liveblog ansehen

Das Menschenrechtszentrum Cottbus erhält bundesweite Förderung für das Projekt „Cottbus: Ein Bahnhof der Erinnerung“. Damit soll ein weitgehend vergessener Teil der Stadtgeschichte wieder sichtbar werden – die Deportationen und Zwangsarbeit während der NS-Zeit.


Förderung durch EVZ-Stiftung und Bundesregierung

Das Projekt ist eines von 13 bundesweit geförderten Vorhaben der Initiative „MemoRails“ der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Ziel ist es, Orte mit Bahnbezug als authentische Erinnerungsstätten zu erschließen.

„Der Hauptbahnhof Cottbus war während der NS-Zeit ein zentraler Ausgangspunkt für Deportationen unter Beteiligung der Deutschen Reichsbahn“, erklärt Heide Schinowsky, Leiterin des Menschenrechtszentrums Cottbus. Betroffen waren Mitglieder der jüdischen Gemeinde, Insassinnen des Frauenzuchthauses Cottbus sowie zahlreiche Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Über Cottbus führten Deportationszüge in Ghettos und Vernichtungslager wie Auschwitz, Treblinka oder Sobibor.


Dauerhaftes Gedenkzeichen und Ausstellung am Bahnhof

Das Projekt verbindet ein fest installiertes Gedenkzeichen am historischen Ort mit einer temporären Ausstellung in der Bahnhofshalle. Gezeigt werden individuelle Schicksale, die Rolle der Deutschen Reichsbahn und die Reaktionen der Cottbuser Bevölkerung.

Ein besonderes Highlight ist eine digitale Medieninstallation, die an historische Abfahrtstafeln erinnert. Sie zeigt Deportationsrouten, Zielbahnhöfe sowie Namen und frühere Adressen der Opfer – ein digitales Mahnmal, das berührt und zugleich informiert.


Vier Erzählstränge für eine lebendige Erinnerung

Das Projekt beleuchtet die Geschichte aus vier Perspektiven:

  • die jüdische Gemeinde Cottbus,
  • die Deportationen aus dem Frauenzuchthaus,
  • die Bedeutung des Bahnhofs als Transitort,
  • sowie den Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in der Stadt.

Damit soll ein umfassendes Bild der NS-Geschichte in Cottbus entstehen – eingebettet in die regionale und europäische Erinnerungskultur.


Zusammenarbeit mit Stadt und Schulen

Das Menschenrechtszentrum arbeitet eng mit den Städtischen Sammlungen Cottbus, der AG Stolpersteine Cottbus und der BTU Cottbus-Senftenberg zusammen. Schülerinnen und Schüler entwickeln Peer-to-Peer-Führungen, um jungen Menschen Geschichte aus der Perspektive Gleichaltriger näherzubringen.

„Uns geht es darum, Geschichte lebendig zu machen – nicht als Pflicht, sondern als Verantwortung“, sagt Schinowsky.

Autor: Redaktion

Und auf Radio Cottbus …

mehr Lausitznews