Nach über einem Jahrzehnt schwarzer Zahlen rutschen Brandenburgs Städte und Gemeinden erstmals wieder tief in die roten Zahlen: 355 Millionen Euro Defizit meldet der neue Kommunalbericht der Bertelsmann Stiftung für das Jahr 2024. Eine Entwicklung, die viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister an ihre Belastungsgrenze bringt.
Erstmals seit 13 Jahren: Die Kassen sind leer
Noch 2023 galt Brandenburg als kommunales Erfolgsmodell – dank 70 Prozent mehr Steuereinnahmen innerhalb eines Jahrzehnts. Doch 2024 wendete sich das Blatt: Hohe Inflation, steigende Ausgaben und eine lahmende Konjunktur haben den Haushalt der Kommunen massiv unter Druck gesetzt. Das Rekorddefizit von 355 Millionen Euro ist laut Bericht eine „Zeitenwende“ für die Finanzlage vor Ort.
Trotz Rekordinvestitionen – es reicht nicht
Zwar investierten Brandenburgs Kommunen im vergangenen Jahr 1,5 Milliarden Euro – so viel wie nie zuvor. Doch der Druck ist enorm: Die Preise in der Baubranche explodieren, gleichzeitig wächst der Investitionsstau weiter. Besonders im Vergleich zu Bundesländern wie Bayern wird deutlich: Dort investierten Kommunen pro Kopf 70 Prozent mehr.
Landkreistag schlägt Alarm: „Wir sind überfordert“
Der Vorsitzende des Landkreistags Brandenburg, Siegurd Heinze aus dem Landkreis Oberspreewald-Lausitz, findet klare Worte: Die kommunale Ebene wird ausgehöhlt, die Aufgaben seien zu viele, die Mittel zu knapp. Er fordert eine klare Begrenzung öffentlicher Aufgaben auf das Wesentliche. Zwar wurden geplante Kürzungen im Landeshaushalt 2025/26 teilweise zurückgenommen – doch der Trend bleibt besorgniserregend.
Prognose düster: Auch 2025 droht ein Minus
Laut René Geißler, Professor für öffentliche Verwaltung an der TH Wildau und Mitautor des Reports, planen fast alle Landkreise und kreisfreien Städte auch für 2025 mit weiteren Defiziten. Die Kommunen suchen händeringend nach Einsparpotenzialen – bei immer größeren Herausforderungen.
Finanzielle Handlungsfähigkeit auf dem Prüfstand
Brigitte Mohn, Vorständin der Bertelsmann Stiftung, bringt es auf den Punkt: „Das Defizit des Jahres 2024 markiert eine Zeitenwende, welche die finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen nachhaltig infrage stellt.“ Für Brandenburgs Kommunen könnte das heißen: Mehr Pflicht, weniger Spielraum – und viele unbeantwortete Fragen.
























