Eine neue Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt: Der Strukturwandel in den Braunkohlerevieren entscheidet maßgeblich darüber, ob Regionen wie die Lausitz bis 2038 weiter schrumpfen oder ihre Bevölkerung stabil halten können.
Strukturwandel als Schlüssel für die Kohlereviere
Für das Rheinische Revier, das Mitteldeutsche Revier und das Lausitzer Revier hat das BBSR ergänzend zur Raumordnungsprognose 2045 zwei besondere Szenarien berechnet.
Die sogenannten Braunkohlevarianten BKP 1 und BKP 2 bilden ab, was passiert, wenn der Strukturwandel richtig Fahrt aufnimmt – oder eben nur begrenzt wirkt.
Einfach gesagt:
- In der optimistischen Variante (BKP 1) greifen Investitionen und Projekte aus dem Investitionsgesetz Kohleregionen (InvKG) früh und kräftig.
- In der verhaltenen Variante (BKP 2) wirken die Maßnahmen weniger stark oder langsamer.
Die Botschaft der Forschenden: Ohne wirksamen Strukturwandel verlieren die Reviere weiter Einwohnerinnen und Einwohner – mit starken Projekten und neuen Jobs lässt sich das deutlich abmildern.
Rheinisches Revier: Strukturwandel bremst den Rückgang
Im Rheinischen Revier zeigt jede Prognose einen leichten Rückgang der Bevölkerung bis 2038.
Entscheidend ist aber das Tempo:
- Gelingt der Strukturwandel, also der Umbau hin zu neuen Arbeitsplätzen, Forschung und moderner Infrastruktur, fällt der Rückgang deutlich geringer aus.
- Bleiben Investitionen zurück oder verzögern sich, nimmt der Bevölkerungsverlust stärker zu.
Klar ist: Die Region wird älter. Selbst bei erfolgreichem Strukturwandel spielt die Alterung der Gesellschaft eine große Rolle – und stellt Kommunen vor zusätzliche Aufgaben bei Pflege, Mobilität und Daseinsvorsorge.
Mitteldeutsches Revier: Wachstumsinseln und ländlicher Druck
Im Mitteldeutschen Revier ist das Bild gemischt.
Die Achse rund um Leipzig wächst weiter, während viele ländliche Räume im Umland unter Druck stehen.
Die BBSR-Szenarien machen deutlich:
- Leipzig legt spürbar zu und zieht Menschen an – auch dank Hochschulen, neuer Branchen und Stadtleben.
- Ländliche Kreise dagegen verlieren teils deutlich an Bevölkerung.
- In der optimistischen Variante der Prognose kann konsequenter Strukturwandel den Rückgang abbremsen und punktuell sogar wieder Wachstum auslösen.
Damit wird das Revier zu einer Art Patchwork-Landschaft: Stadtregionen profitieren stärker, ländliche Räume brauchen gezielte Impulse, damit sie nicht dauerhaft abgehängt werden.
Lausitzer Revier: Strukturwandel bringt Chancen vor allem für Cottbus
Für das Lausitzer Revier fallen die Kurven insgesamt kritischer aus als in den anderen Braunkohleregionen.
Der Bevölkerungsrückgang ist hier deutlicher – und hängt noch stärker am Erfolg des Strukturwandels.
Die Analyse zeigt:
- Nur Cottbus und der Landkreis Dahme-Spreewald haben je nach Szenario die Chance, ihre Bevölkerung zu stabilisieren oder sogar leicht zu wachsen.
- Cottbus profitiert in der optimistischen Variante besonders von großen Investitionen – etwa durch neue Arbeitsplätze, Hochschul- und Forschungsprojekte.
- Ländliche Kreise wie Görlitz oder Oberspreewald-Lausitz verlieren dagegen nach den Prognosen weiter Einwohnerinnen und Einwohner, wenn der Strukturwandel dort nicht konsequent ankommt.
Für die Lausitz heißt das: Einzelne Standorte können zu starken Ankerpunkten werden – aber nur, wenn Investitionen, neue Jobs, Forschung und Lebensqualität zusammen gedacht werden.
Strukturwandel ist auch ein demografischer Kampf
BBSR-Experte Dr. Gustav Lebhart bringt es auf den Punkt:
Der Strukturwandel ist nicht nur ein wirtschaftliches Projekt, sondern auch eine demografische Herausforderung.
Wo früh und klug investiert wird,
- lassen sich Regionen stabilisieren,
- können Abwanderung und Überalterung gebremst werden,
- gewinnen Städte und Kreise neue Perspektiven für junge Menschen.
Die neuen Bevölkerungsprognosen dienen Bund und Ländern als Grundlage für Entscheidungen in der Regional- und Strukturpolitik. Sie helfen dabei, Infrastruktur dort zu planen, wo sie langfristig den größten Effekt hat – von Schulen und Kitas über ÖPNV und Straßen bis hin zu Gesundheitsversorgung und digitaler Infrastruktur.
Was der Strukturwandel für euch in der Lausitz bedeutet
Für euch in der Lausitz heißt das:
Die großen Debatten um Kohleausstieg, Investitionspakete und Förderprogramme haben direkten Einfluss darauf, wie eure Region 2038 aussieht:
- Gibt es genügend Ausbildungs- und Studienangebote vor Ort?
- Entstehen attraktive Jobs in neuen Branchen?
- Bleiben junge Familien in der Region – oder ziehen sie weg?
Die BBSR-Zahlen zeigen klar: Je besser der Strukturwandel gelingt, desto größer ist die Chance, dass die Lausitz nicht nur Energiegeschichte schreibt – sondern auch Zukunftsregion bleibt.
Wir begleiten den Strukturwandel in der Lausitz mit Reportagen, Interviews und Infos zu Projekten im Programm von Radio Cottbus und auf radiocottbus.de. Hört rein und klickt euch durch unsere Beiträge, wenn ihr wissen wollt, wie sich Prognosen, Fördergelder und konkrete Projekte am Ende direkt in eurem Alltag bemerkbar machen.
























