Nach über 40 Jahren übergibt Erbauer Heinz-Dieter Wanske die Lübbener Sonnenuhr an seinen Nachfolger Holger Zittlau. ©Stadt Lübben, L. Maaß

Lübbens Sonnenuhr bekommt einen neuen Hüter

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Lübben (Spreewald), 27. Oktober 2025 – Ein Stück Stadtgeschichte schreibt ein neues Kapitel: An der Lübbener Sonnenuhr an der Stadtmauer zum Ernst-von-Houwald-Damm wurde am Sonntag nicht nur die traditionelle Zeitumstellung vollzogen – gleichzeitig übergab Erbauer Heinz-Dieter Wanske die Betreuung seines einzigartigen Kunstwerks offiziell an seinen Nachfolger Holger Zittlau.


Letzte Zeitumstellung für den Erbauer

Für den 84-jährigen Heinz-Dieter Wanske war dieser Herbsttag ein besonderer Moment. Nach über vier Jahrzehnten, in denen er sich liebevoll um seine Sonnenuhr kümmerte, nahm er die letzte Zeitumstellung seines Lebens vor. Danach übergab er die Verantwortung an den gebürtigen Lübbener Holger Zittlau, der künftig die Pflege und Wartung übernehmen wird.

Bürgermeister Jens Richter würdigte Wanskes Engagement:
„Traditionelles Handwerk verdient auch in unserer modernen Zeit höchste Anerkennung. Heinz-Dieter Wanske hat mit seiner Sonnenuhr gezeigt, dass aus handwerklichem Können, Kreativität und Beständigkeit ein Stück Stadtgeschichte entstehen kann, das Generationen überdauert.“

Über viele Jahre war die Sonnenuhr für Wanske mehr als nur ein technisches Werk – sie war sein Herzensprojekt. Mit Präzision und Leidenschaft stellte er das kunstvolle Schwansymbol zweimal im Jahr auf Sommer- und Winterzeit um. Besonders stolz war er darauf, dass die Sonnenuhr zu einem beliebten Ort für Hochzeitspaare geworden ist – nur wenige Meter vom Trauzimmer im Schloss Lübben entfernt.


Technisches Meisterwerk und Symbol der Stadt

Die Lübbener Sonnenuhr, 1981 von Heinz-Dieter Wanske konstruiert, gilt als technisches und künstlerisches Unikat.
Sie ist in Form eines Schwans gestaltet, misst 2,20 Meter in der Höhe, hat ein Zifferblatt mit einem Durchmesser von einem Meter und wiegt rund 100 Kilogramm.

Das Besondere: Die Uhr ist parallel zum Äquator ausgerichtet und zeigt nahezu exakt die Sonnenzeit an. Viermal im Jahr – am 16. April, 15. Juni, 2. September und 26. Dezember – stimmen Sonnenzeit und mitteleuropäische Zeit punktgenau überein.

Ihr raffiniertes Mechanismus-System erlaubt die saisonale Verschiebung des Zifferblatts um eine Stunde – die „Zeitumstellung von Hand“. Diese präzise Arbeit erforderte jedes Mal Geduld und Geschick – Aufgaben, die künftig Holger Zittlau fortsetzen wird.


Vom Marktplatz zur Stadtmauer – eine bewegte Geschichte

Die Schwansonnenuhr blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück:
Von 1981 bis 1998 stand sie vor dem „Goldenen Löwen“, danach am Marktplatz. Später wurde sie eingelagert und 2014 aufwendig saniert – verzinkt, pulverbeschichtet und durch lokale Förderer wie den Freundeskreis Lübben e. V., die Stiftung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse und die Spreewaldbank eG unterstützt.

Seit 2015 steht sie an ihrem heutigen Standort an der Stadtmauer. Im Zuge der Straßensanierung 2023 wurde sie um wenige Meter versetzt. Selbst Miniaturmodelle der Sonnenuhr entstanden – eines davon erhielt der damalige Bürgermeister Lars Kolan als Geschenk.

Mit der Übergabe an Holger Zittlau geht nun offiziell eine Ära zu Ende, doch Wanskes Lebenswerk bleibt erhalten – als Symbol für Handwerkskunst, Zeitbewusstsein und Lübbener Identität.

Autor: Redaktion

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