Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Brandenburg steckt erneut in einer schweren Krise. Nachdem der alte Landesverband vor drei Jahren aufgelöst wurde, droht nun auch die 2023 gegründete Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) zu zerbrechen. Grund sind heftige Personalstreitigkeiten zwischen den Bezirksverbänden.
Streit um Führungsposten
Kern des Konflikts ist die Frage, wer die AWO gegenüber Landesregierung und Wohlfahrtsverbänden vertritt. Bislang hat diese Aufgabe die Vorstandsvorsitzende des Bezirksverbandes Potsdam, Angela Schweers, übernommen. Ab 1. Januar 2026 sollte die Funktion turnusmäßig wechseln – doch das sorgt für Streit.
Die Bezirksverbände Nord und Süd hatten Anfang des Jahres durchgesetzt, dass Vorstandschefs oder Geschäftsführer nicht die LAG leiten dürfen, um Ämterhäufungen zu vermeiden. Ost und Potsdam sehen darin einen Angriff auf ihre Strukturen und schlugen eine Doppelspitze vor, bei der beide Lager jeweils einen Vertreter benennen.
Kreisverband Brandenburg an der Havel reicht es
Auf der letzten Sitzung im September eskalierte der Streit: Nord und Süd wollten die vorzeitige Ablösung von Schweers diskutieren. Der Geschäftsführer des Kreisverbandes Brandenburg an der Havel, Heiko Horst-Müchler, verließ daraufhin empört die Sitzung und kündigte in einem Brief den Austritt seines Kreisverbandes aus der LAG an. Die Entscheidung soll im November endgültig fallen.
Horst-Müchler kritisiert, dass es „keine inhaltliche Arbeit“ mehr gebe, sondern nur noch Machtspiele und Personalrochaden.
Schlichtung durch Bundesverband geplant
Um die Situation zu entschärfen, wurde inzwischen der AWO-Bundesverband eingeschaltet. Am 9. Oktober soll es in Berlin einen Schlichtungsversuch mit allen vier Bezirksverbänden geben. Ob dieser den tiefen Graben schließen kann, bleibt offen.