Digitale Tiermedizin für den Stall: Ein Start-up aus Potsdam will mit Sensoren im Kuhmagen die Gesundheit der Tiere revolutionieren.
Innovation aus Brandenburg
Was aussieht wie ein zu groß geratener Fitness-Tracker, soll künftig Kuhleben retten – und zwar direkt aus dem Magen mit einem Sensor. Das Potsdamer Start-up „Wiese Sieben“ arbeitet gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut Cottbus an einem intelligenten Sensorsystem, das Vitaldaten von Rindern live ausliest.
So funktioniert der Tracker
Der handgroße Metallzylinder wird den Tieren über den Rachen verabreicht und sinkt durch sein Gewicht in den Pansen ab – einem der vier Mägen einer Kuh. Von dort aus sendet der Tracker über ein Funkmodul Daten wie:
- Körpertemperatur
- Bewegungsverhalten und Aktivitätsmuster
- Verdauungsaktivität (Pansenkontraktion)
Diese Daten landen in der Cloud und stehen den Landwirten per App zur Verfügung. Erkennt das System eine Abweichung, gibt es sofort Alarm.
Weniger Stress, mehr Kontrolle
Laut Geschäftsführer Lars Abraham ist das Einführen für die Tiere weniger belastend als eine Ohrmarke. Auch im Inneren sei der Sensor kaum spürbar. Landwirt Thomas Miedke ist überzeugt: Gerade bei großen Herden oder trächtigen Kühen könne der Tracker lebenswichtige Hinweise liefern.
Vier Jahre Einsatzzeit pro Tracker
Ein Sensor hält bis zu vier Jahre, dann ist die Batterie leer. Bei der Schlachtung wird der Tracker entfernt – und kann wiederverwendet werden. Kostenpunkt: etwa 90 Euro pro Stück.
Aktuell arbeitet das Fraunhofer-Team in Cottbus noch an der perfekten Antennen-Technik. Denn die Daten müssen trotz Pansenflüssigkeit zuverlässig übertragen werden. In eineinhalb Jahren soll der Tracker marktreif sein.