Die NGG schlägt Alarm: Die geplante Lockerung des Arbeitszeitgesetzes könnte für Beschäftigte in Cottbus fatale Folgen haben. Laut Berechnungen des Pestel-Instituts arbeiten Menschen in der Stadt jeden Tag zusammen rund 206.000 Stunden – ein enormer Wert, der zeigt, wie hoch die Belastung bereits jetzt ist. Die Gewerkschaft für Nahrung-Genuss-Gaststätten fordert deshalb: Am 8-Stunden-Tag darf nicht gerüttelt werden.
Warum der Streit um die Arbeitszeit jetzt eskaliert
Die Bundesregierung diskutiert, den klassischen Acht-Stunden-Rahmen deutlich zu erweitern – künftig sollen 12-Stunden-Schichten möglich werden.
Für die NGG Berlin-Brandenburg ein absolutes No-Go.
Laut Geschäftsführer Sebastian Riesner bedeuten längere Arbeitstage mehr Unfälle, mehr Erschöpfung und mehr Krankheiten. das kann am Ende richtig teuer werden – bezahlt wird dann mit der Gesundheit der Beschäftigten.
Die Gewerkschaft ruft ihre Mitglieder deshalb auf, sich aktiv an der bundesweiten Kampagne „Mit Macht für die 8“ des Deutschen Gewerkschaftsbundes zu beteiligen.
Arbeitszeit und Gesundheit: Wo die Risiken beginnen
Die NGG warnt davor, dass viele Menschen die Belastung erst spüren, wenn es schon fast zu spät ist.
Wer dauerhaft mehr als zehn Stunden am Tag oder über 40 Stunden pro Woche arbeitet, riskiert laut Riesner:
- Kopfschmerzen und Schwindel
- Schlaf- und Verdauungsstörungen
- langfristigen Erschöpfungszustand
- Burnout, Depressionen, Diabetes
- erhöhten Alkoholkonsum
Noch drastischer sind die Werte in den medizinischen Studien, auf die sich die Gewerkschaft bezieht:
- Unfallrisiko nach 8 Stunden steigt deutlich
- nach 10 Stunden nochmals spürbar
- nach 12 Stunden doppelt so hoch wie bei einem normalen Arbeitstag
Gleichzeitig steigt auch das Risiko für Schlaganfälle – ab 41 Wochenstunden um etwa 10 Prozent, bei 55 Stunden oder mehr sogar um 33 Prozent.
Schichtarbeit: Die stille Belastung im Alltag
In Cottbus und der Lausitz gibt es viele Branchen, in denen Schichtdienst zum Alltag gehört – von Industrie über Handel bis Lebensmittelproduktion.
Riesner warnt besonders vor Wechselschichten, weil sie die innere Uhr komplett durcheinanderbringen.
Typische Folgen seien:
- Müdigkeit und starke Antriebslosigkeit
- Rückenschmerzen
- Stimmungsschwankungen
- Schlafstörungen – über die Hälfte der Beschäftigten klagt darüber
Gerade in der Lebensmittelindustrie, in der auch nachts gearbeitet wird, sehen viele Beschäftigte die Pläne zur Ausweitung der Arbeitszeit kritisch.
Arbeitszeit und Familie: Wer soll das leisten?
Für die NGG steht fest: Längere Arbeitstage verschärfen Probleme, die es jetzt schon gibt.
„Wer holt das Kind aus der Kita ab oder unterstützt pflegebedürftige Angehörige, wenn überlange und unplanbare Arbeitstage die Regel sind?“, fragt Riesner. Unplanbare und überlange Arbeitstage können laut ihm auch Familienstrukturen auseinanderreißen.
Die Gewerkschaft warnt: Wenn der Acht-Stunden-Tag fällt, fallen auch die sozialen Schutzmechanismen, die Familien entlasten sollen.
Die Botschaft des Gewerkschaftschefs an die Politik ist also eindeutig – damit geht der Appell direkt an die Bundestagsabgeordneten aus Cottbus und der gesamten Region, die das Thema nach Berlin tragen sollen.
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