In Boblitz bei Lübbenau sorgt ein Vorfall für Fassungslosigkeit: Ein Mann hat die örtliche Bücherbox nahezu leergeräumt – zwei Kisten voller Romane, Krimis und Kinderbücher trug er zu seinem Auto. Dorfbewohner beobachteten die Aktion, sprachen den Mann an – und der rief daraufhin selbst die Polizei.
Streit um die „Leseraupe“
Die Boblitzer Bücherbox – eine umgebaute Telefonzelle, die liebevoll „Leseraupe“ heißt – ist normalerweise ein Ort des Teilens. Wer ein Buch mitnimmt, bringt es irgendwann zurück oder stellt ein anderes hinein. Doch am 4. Oktober wurde daraus ein Ort des Ärgers. Zeugen berichten, dass der Mann in neongrüner Warnkleidung unterwegs war und Gesetzestexte zitierte. Seine Begründung: Die Bücher gehörten niemandem, also dürfe er sie mitnehmen.
Polizei ermittelt – Hausverbot ausgesprochen
Als Dorfbewohner den Mann stoppen wollten, reagierte er mit Paragrafen und Paragraphenreiterei – und erstatte schließlich selbst Anzeige. Laut Polizei wurden Anzeigen wegen Beleidigung und Nötigung aufgenommen. Rechtlich gilt: Bücher in Tauschboxen sind herrenlos – doch durch das ausgesprochene Hausverbot darf der Mann das kirchliche Gelände, auf dem die Bücherbox steht, künftig nicht mehr betreten.

Verdacht: War es Der bekannte „Anzeigenhauptmeister“?
Wie die Lausitzer Rundschau zuerst berichtet, glauben viele Boblitzer, dass es sich bei dem Mann um den selbsternannten „Anzeigenhauptmeister“ handelt – bekannt dafür, Falschparker zu melden und mit Kamera und Warnweste unterwegs zu sein. Die Polizei bestätigte das bislang nicht. Doch in den sozialen Netzwerken kursieren Fotos und Kommentare, die diesen Verdacht nähren, wenn sie wirklich den Vorgang in Boblitz zeigen. Unabhängig überprüfen lässt sich das nicht.
Enttäuschung und Wut im Dorf
Für Barbara Thiele, Vorsitzende des Traditionsvereins Boblitz, ist der Vorfall ein Schlag ins Gesicht des Ehrenamts. Der Verein kümmert sich um die Bücherbox, die auf kirchlichem Grund steht. Die bunt bemalte Zelle ist seit 2023 ein beliebter Treffpunkt – für Kindergruppen, Touristen und Einheimische.
Symbol für Gemeinschaft
Viele im Dorf sehen die Bücherbox als Symbol für Vertrauen und Zusammenhalt. Dass jemand sie ausräumt, empfinden sie als respektlos. Der Traditionsverein machte den Vorfall deshalb auf Facebook öffentlich – um, wie es heißt, „diese Dreistigkeit nicht stillschweigend hinzunehmen“.
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